Politik

Ohnmacht

Wenn zwei oder mehr sich zusammentun, ist das für den Dritten nicht selten ein schlimmes Gefühl: Ohnmacht.

Mein Eindruck ist: Die Menge an Ohnmacht auf der Welt nimmt aktuell zu. Jüngstes Beispiel ist eine Aktion des amerikanischen Präsidenten. Er lässt irgendwelche Drogendealer in ein Flugzeug setzen, das sie nach El Salvador fliegt, wo sie in ein berüchtigtes Gefangenenlager kommen.

Ein Gericht verbietet das, aber sie sitzen schon im Flieger. Den Präsidenten stört es nicht. Ein ohnmächtiges Gericht, gegen das sich Donald Trump und sein Wahlvolk verbündet haben? Es gibt schon Stimmen, Amerika rutsche von der Demokratie in die Diktatur ab.

Egal, anderes Beispiel: Ein künftiger Regierungschef braucht für seinen Politikwechsel viel Geld. Doch die erforderlichen Mehrheiten fehlen ihm. Was macht er? Tut sich zusammen mit zwei Parteien, um die anderen im Parlament zu überstimmen. Ein normaler Vorgang in einer Demokratie, Mehrheiten suchen, verhandeln, Kompromisse schließen.

Ohnmacht kann Gewalt auslösen

Doch die anderen Parteien erleben offenbar Ohnmacht, sie reichen diverse Anträge beim Bundesverfassungsgericht ein, um eine für den künftigen Regierungschef wichtige und entscheidende Bundestagssitzung zu verbieten – sie scheitern.

Nicht nur in der Politik, auch privat erleben wir oft Ohnmacht, Beispiele greife ich hier noch auf. Aber was kann aus Ohnmacht entstehen?

Gewalt!

Meine Phantasie reicht aus, dass wir heute in der vorhin erwähnten Bundestagssitzung von einer der unterlegenen Parteien, der AfD, verbale Gewalt erleben. Ihre Mandatsträger werden austeilen mit Worten voll Hass und Hetze. Mehr können sie sich im Parlament nicht erlauben, ihre Anhänger auf der Straße gehen aber nicht selten weiter.

Gewalt im privaten Bereich? Es gibt viele Beispiele, etwa bei der Pflege dementer Menschen durch Angehörige. Das anspruchsvolle Verhalten schwer demenzkranker Menschen stellt alle Beteiligten vor herausfordernde Situationen. Gewalt kann dabei von den erkrankten Menschen oder Angehörigen und Pflegenden ausgehen. Meist kommt es zu Ausbrüchen, wenn Handelnde überfordert sind, sagen Experten.

Nicht anders bei jungen Menschen, die in die Pubertät geraten. Das Gehirn wird von rechts auf links gedreht, der Körper platzt aus allen Nähten. Und plötzlich der Eindruck, Eltern, Lehrer, alle stehen dem eigenen Tatendrang im Weg. Das wird als Ohnmacht erlebt. Gewalt ist eine Option, darauf zu reagieren.